Schon 11 Wochen in China!

Heute bin ich seit genau 11 Wochen in China, aber es fühlt sich so an als wäre ich erst gestern aus dem Flugzeug gestiegen und hätte meinen Koffer durch den Flughafen in Guilin gerollt. Die Zeit fliegt!

Die ersten 4 Wochen habe ich mit den anderen Freiwilligen aus Deutschland in dem Old House in dem kleinen Dorf Fengyan verbracht – in einem sehr schönen, alten Steinhaus (siehe Foto vom letzten Post), wo Freiwillige aus aller Welt zusammenkamen. Es herrscht bei der Organisation Greenway immer ein reges Kommen und Gehen, da viele Leute hier einen kürzeren Freiwilligendienst ableisten als unsere Truppe von KulturLife und meistens nur einige Wochen bleiben. Hier ist also immer was los und es ist immer wieder spannend neue Freiwillige zu treffen, allerdings dann auch umso trauriger lieb gewonnene Leute nach kurzer Zeit wieder verabschieden zu müssen. In diesen Wochen haben wir einiges über das Unterrichten erfahren – die erlernten Unterrichtsmethoden konnten wir öfters praktisch umsetzen, indem wir immer gruppenweise vereinzelte Englischstunden gehalten haben. Meine erste Unterrichtsstunde die ich alleine gehalten habe war trotzdem eine ziemliche Katastrophe, aber dazu später mehr. Neben Unternehmungen in die Umgebung und ersten (bzw. für mich zweiten) Einblicken in die chinesische Kultur waren wir nach den Einführungswochen auch um die Erfahrung reicher, dass regelmäßige Strom- und Wasserausfälle zwar relativ unangenehm sind, es aber erst richtig existenziell bedrohlich wird, wenn auch das Internet lahmliegt…

 

Vor etwa 2 Monaten sind alle Greenway Mitarbeiter und die Freiwilligen nach Gongcheng in das New House umgezogen, einer kleinen Stadt, die aber trotzdem alles bietet, vom Obst/Gemüse – Markt über einen Burgerlokal. Nur die freilaufenden Hühner auf der Straße verraten, dass Gongcheng zu den kleineren und weniger modernen Städten Chinas gehört.

Hier angekommen, sind die anderen Freiwilligen und ich in das Schülerwohnheim einer Berufsschule umgezogen. Über die Unterkunft kann man sich echt nicht beklagen, die Zimmer sind neu eingerichtet und wir haben sowohl warmes Wasser als auch eine Waschmaschine, was will man mehr!

 

Dann haben wir die erste Woche in Gongcheng den Englischunterricht einiger Lehrer observiert um uns schnell noch ein paar Tricks abzugucken bevor es ernst wurde. Meine erste Klasse die ich unterrichtet habe war eine 7.Klasse, mein Unterrichtsplan sah vor, eine Stunde über Hobbys zu halten. Naja, ich habe mich während der Stunde immer wieder davon überzeugen müssen und hing quasi an diesem Stück Papier, wo ich Tage zuvor den Ablauf detailliert aufgeschrieben habe. Vor einer 60-köpfigen Klasse zu stehen und versuchen ihnen was beizubringen während der für meine Zwecke etwas ungünstig angebrachte Ventilator die Vokabelkarten mit den Hobbybezeichnungen immer wieder von der Tafel gefegt hat, hat mich schon ziemlich gefordert. Aber ich habe mir sagen lassen, dass die erste Unterrichtstunde öfters mal nicht soo glatt läuft und ich hab einfach mal beschlossen das zu glauben. Seitdem verlasse ich jedenfalls nie mehr ohne Magnete das Haus, die sich doch als ventilatorresistenter erwiesen haben als der Tesa-Film, den ich benutzt habe um die Vokabelkarten an die Tafel anzubringen.

 

Nun unterrichte ich schon ein paar Wochen und fühle mich deutlich wohler meine Klassen zu unterrichten. Momentan habe ich eine 8-10h Woche, wobei davon die meisten Stunden in der Grundschule in Lianhua angesetzt sind. Lianhua ist ein von Gongcheng 20minütig entferntes Dorf, wo ich 3. und 4.Klässler unterrichte. Abgesehen von Grundschule habe ich auch vier 7.Klassen, zwei davon in der Lianhua Middle School und zwei in Gongcheng. Die Schüler hier sind zum Großteil sehr wissbegierig und natürlich super neugierig, was es leichter macht sie zu motivieren. Sowieso ist der Unterrichtsstil hier ein komplett anderer als in Deutschland, was wohl auch daran liegt, dass in den Klassen selten weniger als 50 Schüler sitzen. Dementsprechend geben die Lehrer hier meistens Frontalunterricht – es gibt sehr selten eigenständige Schülerbeiträge, die individuelle „mündliche Mitarbeit“ fehlt hier quasi komplett. Der Englischunterricht besteht im Grunde daraus, dass die Schüler Vokabeln oder ganze Sätze, die die Lehrer vorsagen wiederholen. Ich bin fast vom Stuhl gefallen als ich das erste Mal eine Unterrichtsstunde besucht habe und 80 Schüler angefangen haben wie aus einem Munde die Vokabelliste runterzubeten, das hat mich für den Rest des Tages beeindruckt. Dadurch sammeln die Schüler zwar einen guten Wortschatz, aber wenden diese nicht an, haben selten die Chance Sätze selber zu bilden. Das English Level ist dementsprechend relativ niedrig, auch viele Englischlehrer selbst können kaum einen englischen Satz sprechen. Generell halten sich die Schüler an das Skript was sie gelernt haben, oder antworten auf Fragen stets erstmal mit „yes“ oder „no“,  was zu lustigen Situationen führt, so habe ich in meinen Grundschulklassen  eingeführt zu Unterrichtsbeginn fragen, wie es ihnen geht, „how are you?“ und dann springt immer die ganze Klasse auf und antwortet voller Begeisterung, „I am fine! And how are you?“. Ich weiß auch nicht welches Pferd mich da getreten hat, aber an einem Tag hab ich stattdessen „how are you today?“ gefragt. Da haben mich 60 verdutzte Gesichtchen angeschaut und haben die Welt gar nicht mehr verstanden. Oder in meinen 7.Klassen habe ich mal eine Stunde über Hobbys gehalten und die Schüler gefragt „What do you like?“ und die ganze Klassen total überzeugt geantwortet haben „yes!“ und auch nach mehrmaliger Wiederholung der Frage meinerseits stets bei der Antwort geblieben sind. Da ist es immer ziemlich praktisch, dass ich ihnen auf chinesisch erklären kann, was ich von ihnen will. In meinen Mittelschulen spreche ich hauptsächlich Englisch und benutze nur vereinzelt chinesische Wörter zur Übersetzung wenn meine Umschreibungen mit Händen und Füßen wirklich zu konfus und nicht mehr zu deuten sind. In meiner Grundschule spreche ich hingegen hauptsächlich chinesisch weil die Kinder erst in der 3.Klasse anfangen Englisch zu lernen und deshalb noch wenig verstehen. Wie in den Mittelschulen habe ich in der Grundschule sehr unterschiedliche Klassen, so hatte ich letzten Freitag eine 4.Klasse die so motiviert war und sich unbedingt beteiligen wollte, dass einiger Kinder angefangen haben auf die Tische zu steigen, damit ich bloß nicht übersehe, dass sie sich melden…die letzte Stunde des Schultags ist meistens etwas schwieriger, die Kinder unruhiger. Um die Kinder ruhig zu halten ist es hier üblich jede Stunde einen Wettbewerb zu veranstalten, welche Sitzreihe sich am besten benimmt, am ruhigsten ist. Diese Methode ist einfach DIE Wunderwaffe schlechthin, es ist faszinierend. Wettbewerb ist auch im sonstigen Schulalltag allgegenwärtig, so wird einfach alles geklärt. Für mich als jemand, die im deutschen Schulsystem aufgewachsen ist, ist dieses Wettbewerbsdenken sehr ungewohnt und ich muss gestehen, dass ich wohl auch kein Fan mehr davon werde.

 

Mittlerweile bin ich auch nicht mehr der Meinung, dass ich den Schülern hier viele englische Vokabeln und viel Unterrichtsstoff beibringen muss, da sie das in den Englischstunden mit ihren Lehrern machen. Ich sehe meine Stunden eher als Ausgleich und als eine gute Möglichkeit sie zum Englisch sprechen zu motivieren, da mir hier erst richtig bewusst geworden ist, wie sehr es den Schülern hier an Möglichkeiten mangelt die Sprache aktiv zu nutzen.

 

Vorallem in der Grundschule spiele ich mit den Kindern viele Spiele, die ihnen helfen sollen die Sprache spielerisch zu erlernen und zu vertiefen. Wenn ich dann am Ende des Tages mit glänzenden Kulleraugen angeguckt werde, dass ich nächste Woche doch wiederkommen soll, weiß ich, dass ich heute zumindest etwas richtig gemacht habe.

 

 

中国11个星期

 

今天我到中国11个星期了,可是好像就是昨天才从飞机上下来,拉着行李在桂林机场走,时光飞逝。

开始的四周我和其它来自德国的志愿者们在小村庄凤岩的老房子度过的---一个很美很老的石头房子,在那里聚集着来自世界各地的志愿者们。人来人往,因为很多人是做短期志愿服务,不同于我们这支来自德国由KulturLife派出的队伍,他们大多只呆几周。这里总是很热闹,总是令人兴奋地遇到新来的志愿者,当然刚刚熟悉起来又要告别,也常令人伤心。这几周里我们对有关上课的情况有了一些了解---我们在培训中学到的教学方法可以经常在实践中应用,就是通过几人一组的在学校实习上课。尽管如此,接下来我的第一个独立完成的课时仍是一塌糊涂。有关内容待叙。开始的几周里,在熟悉环境和对中国文化的初歩(对我来说进一步)了解的同时,我们也体验了经常性的停电停水,虽然带来很多不便,但直到网也没有了才真正感到生存危机。

大约两个月前我们志愿者们和格林卫工作人员搬到恭城,一个小县城,尽管很小,还是应有尽有,从蔬菜水果到各种市场及中式汉堡店。街道上自由自在跑着的鸡告诉人们,恭城属于中国不太发达的小县城。我们这些志愿者住在职业学校的学生宿舍,对于住宿条件真是没的说,房间里家俱是新装备的,我们不仅有热水而且还有共用洗衣机,非常好了!

接下来的一周我们观摩了中国老师的英语课,在我们独立上课之前再尽快获得一些技巧和方法。我的第一节课是7年级的班,我备的课是有关业余爱好的内容,整节课我都按照前一天写好的详细的教学计划进行。站在60个学生面前并尝试教给他们一些东西,而电风扇总是将我写好的有关业余爱好的生词卡从黑板上吹下来,这些对我是个不小的挑战。人们说第一节课常常不很顺利,我想万事开头难吧。从那以后,我出门时一定带上磁铁,实践证明,用磁铁比用胶带纸在黑板上贴生词卡更结实更不怕电风扇。

现在我已经上了几周课了,明显感到越来越适应我的班级了。目前我每周有810个课时,大部分时间是在莲花小学。莲花是离恭城20分钟车程的小镇,我在那教3年级和4年级的英语。除此以外我还有47年级的班,两个在莲花两个在恭城。这里的学生大多都有很高的求知欲而且非常好奇,这一点对鼓励他们学习变得容易了。

这里的上课方式和德国完全不同,这和每个班人数大多在50人以上有关。因此这里的授课方法是,大多数情况是老师在前面讲,很少有学生自主独立完成教学内容的机会,英语口语单独练习、回答问题的情况基本上没有。英语课的基本内容是学生在老师的带领下,一遍一遍地重复念单词和句子。我第一次听英语课时,班上80个人异口同声从头到尾念英语单词表的情形,惊得我差点从椅子上掉到地上,震撼。这种方式教学,虽然学生们单词量不小,但不会用,很少有机会自己造句子。所以英语口语水平相对来说比较低,连很多英语老师自己也说不出完整的英语句子。学生们只是照本宣科,局限于书本上学的内容,或对问句只会用"yes""no"回答,这样的回答有时会很有趣。我在给小学生们上课时,会在开始上课前问候大家"how are you?",这时全班会起立,并且很兴奋地齐声回答"Im fine! And how are you?". 有一天不知哪根筋搭错了,我没象往常一样,而是问"how are you today?",结果是60个充满疑惑的面孔望着我而不知所措。一次在我的7年级班上讲有关业余爱好的内容,我问他们What do you like? 全班同学异口同声的回答"yes!", 我重复问了几遍,得到的是相同的回答。这种时候我的中文就派上用场了,我再用中文解释一遍。在中学上课我大多用英文解释,如果实在手脚并用也搞不明白时,就在句子中用些中文字和词翻译一下。在小学上课时正相反,我中文用得多,因为孩子们三年级刚刚开始开英语课,能听懂的不多。和在中学一样,小学里也是班级之间差别很大,上周五在我的一个四年级的班里,学生们学习积极性极高,无论如何要得到回答问题的机会,为了让我看到他们举手,一些学生开始往桌子上爬了...一天里的最后一节课一般来讲不太容易,孩子们有些坐不住了。为了保证课堂秩序,这里常用的方法是每节课的评比,看哪个小组(座位的一排)最安静,最遵守课堂秩序。这个方法是神器,很奇妙的。评比在学校日常生活中处处可见,全部事情都用此法解决。对于我这样在德国教育体制下长大的人来说,对这种评比,竞争的机制很不习惯,并且不会成为热衷者。

渐渐地我改变了最初的想法,不再认为教学生们很多英语单词并帮他们消化英语老师课上讲过的内容是我的主要任务,而是把我的课当做一种调节,一种补偿,调动学生们说英语的积极性,并提供各种机会使说英语成为可能。来到这里我才亲身体验到,学生们主动使用英语口语的机会和可能性太少太少了。

在小学我和孩子们做很多游戏,想办法让他们在边玩边学中加深对这门语言的了解。当我在一天上课结束时,看到一双双发亮的圆圆的眼睛望着我,期待着我下周再来时我知道,今天我至少做了一件有意义的事。

 

 

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